Veranstaltung in Villach: Das Thema Klimaschutz brennt unter den Nägeln

Die vom Verein des österreichischen Klimarates gemeinsam mit dem Land Kärnten, der Stadt Villach, dem Wissenschaftsverein „Landschaft des Wissens“ und dem Klimabündnis Kärnten organisierte Veranstaltung „Gehen wir’s an – zur Umsetzung der Empfehlungen des Klimarates in Kärnten“ hat gezeigt, wie sehr das Thema Klimaschutz unter den Nägeln brennt und wir groß die Bandbreite von Maßnahmen und Betroffenen in Kärnten ist:

Der weit über Österreich hinaus bekannte Klimaforscher, Prof. Georg Kaser und die Verantwortliche für das Klimaschutzvolksbegehren und Initiatorin der „Fridays for future“-Bewegung in Österreich, Katharina Rogenhofer, haben vor Vertreter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und einer großen Anzahl interessierter und engagierter Bürger:innen auf die Notwendigkeit sofortiger Klimaschutzmaßnahmen hingewiesen. Um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden und die Folgen des Klimawandels auf ein für Menschen noch erträgliches Maß zu beschränken, steht uns in der Tat nur mehr ein sehr kleines Zeitfenster von wenigen Jahren zur Verfügung!

Landesrätin Sara Schaar und der Villacher Bürgermeister Günther Albel haben darauf hingewiesen, dass die Umsetzung geeigneter Maßnahmen zur Reduzierung der CO 2 Emissionen auch für die Politik höchste Priorität habe. LR Schaar betonte, dass dabei eine gemeinsame Vorgehensweise mit den Bürger:innen große Bedeutung hat und ist offen für Projektideen. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist ihr dabei ein besonderes Anliegen. Für Bürgermeister Albel soll die Stadt Villach auch beim Klimaschutz Pionierarbeit in Kärnten leisten und hat dazu einen Villacher-Bürger:innenrat in Aussicht gestellt.

Der Klimarat der Bürger:innen, bestehend aus 88 zufällig ausgewählten Bürger:innen Österreichs, wurde eingerichtet, um einen partizipativen Prozess einzuleiten, um Empfehlungen zu erarbeiten, deren Umsetzung wesentlich dazu beiträgt, das Klimaziel, das sich Österreich gesetzt hat – bis 2040 klimaneutral zu werden – zu erreichen. 2022 wurden 93 konkrete Empfehlungen für Klimaschutz-Maßnahmen an die Bundesregierung übermittelt. Die Bürger:innen haben nach Ende des Klimarats einen Verein gegründet, um gemeinsam weiterhin aktiv zu bleiben, andere zum Handeln zu motivieren sowie gesellschaftliche Aufbruchsstimmung für den Klimaschutz zu erzeugen.

Eine Zusammenfassung der Maßnahmenempfehlungen des Klimarats finden sie unter: https://klimarat-verein.at/empfehlungen/

In der anschließenden Publikumsdiskussion zeigte sich, dass ein gemeinsames Miteinander von Politik, den zuständigen Fachleuten in der Verwaltung , Wirtschaft und Wissenschaft mehr denn je zur Bewältigung der großen diesbezüglichen Herausforderungen notwendig ist. Ebenso wurde klar, dass Bürgerinnen und Bürger auf allen Ebenen in die Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden müssen. Es gilt, Ideen und Lösungsvorschläge der Bevölkerung zu hören und die Menschen als Multiplikatoren für Klimaschutzmaßnahmen zu gewinnen. Der erste österreichische Bürger:innenklimarat hat einen guten Weg dazu gewiesen.

Ergebnisse der Podiumsdiskussion

  • Zum Thema Energieeffizienz und Energiesuffizienz: Dazu wäre notwendig: weniger gefahrene Autokilometer, ein anderes Konsumverhalten, Verzicht – wir müssen lernen, mit weniger glücklicher zu leben. Es wurden Beispiele gebracht, wie dies möglich ist: durch Gemeinschaftswohnprojekte oder aktive Mobilität (Radfahren).
  • Das Verhalten der Menschen kann grundsätzlich von außen beeinflusst werden durch Verbote, Vorschriften, Förderungen, oder auch „schüren von Angst“ (erkennbar am Verhalten der Menschen angesichts der Bedrohung Black out), wie es ein Teilnehmer vorschlug.
  • Bewusstseinsbildung der Menschen (Auswirkungen des Klimawandels) hat offensichtlichnicht viel an ihrem Verhalten verändert. Wissen und Schuld bewirken keineVerhaltensänderung. Und wir haben auch keine Zeit mehr für Bewusstseinsbildung. Wir müssen handeln!
  • Aus Sicht der Sozialforschung braucht es Resonanzerfahrung: Die Menschen müssen lieben lernen, was sie umgibt, gemeinsames Erfahren ist wichtig.
  • Generell ist es wichtig, bei Maßnahmen die Gesundheit der Menschen mitzudenken.
  • Arbeitgeber:innen sind wesentlich bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und sollen eingebunden und vernetzt werden.
  • Auch die Wissenschaft soll eine andere, verantwortungsvolle Naturbeziehung lehren. Bei Nichtexpert:innen ist eine Weisheit (Laienwissen, Erfahrungswissen, intuitives Wissen) vorhanden, die die Wissenschaft nutzen sollte. In Kärnten soll als Pilotprojekt ein Biodiversitäts-Monitoring-Zentrum eingerichtet werden, wo die Naturbeziehung der Menschen gefördert wird (Info: Verein „Landschaft des Wissens“).
  • Das Beispiel des Bürgerrates soll auf unterschiedlichen Ebenen – insbesondere bei denGemeinden, übernommen werden. Die Stadt Villach hat dies bei anderen Themen schon gemacht (derzeit: Bürgerrat für die Überarbeitung des Örtlichen Entwicklungskonzept (ÖEK).
  • Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist der Politik ein großes Anliegen (Anmerkung: Land Kärnten ist beim Thema Reduktion des Verkehrs und Öffentlicher Verkehr Schlusslicht in österreichweiten Vergleich) – hier soll in der nächsten Zeit viel Geld investiert werden.
  • Thema Radfahren und Radwege: Radfahren soll ein „toller Lifestyle“ in der Bevölkerung werden. Dazu ist es notwendig, dass Radfahren sicher ist und es mehr Radwege gibt – ein entsprechender Ausbau dieser ist sehr wichtig. Das Budget dafür ist in Kärnten derzeit bei weitem zu gering.
  • Die Landesraumplanung stellt Grundlagen für die Reduktion des Bodenverbrauchs (Bodenfunktionskarte), den Erhalt landwirtschaftlicher Flächen und Biodiversitätsflächen zur Verfügung. Diese sollen von den Gemeinden (Örtliche Entwicklungskonzepte, Flächenwidmungen) für klimaschutzfreundlichen Entscheidungen herangezogen werden.
  • Gemeinschaftswohnprojekte verringern den ökologischen Fußabdruck, fördern das Miteinander und verringern die Einsamkeit der Menschen. Daher sollen mehr solche Projekte entstehen.
  • Die Einführung autofreier Tage mit schrittweiser Erhöhung der Frequenz könnte helfen, dass Menschen vom Auto wegkommen und die Vorteile erkennen können (aktive Mobilität, Ruhe, gute Luft, mehr Sicherheit etc.).
  • Die Treffsicherheit der PV-Anlagenverordnung und die bestehenden Förderungen wurde von einem Bürger in Frage gestellt.
  • Ein anderer Bürger schlug vor, Elektroautos zu privilegieren, indem nur diese 130 km/h auf Autobahnen fahren dürfen.
  • Eine Bürgerin stellte fest, dass der Klagenfurter Busbahnhof im internationalen Vergleich sehr schlecht ausgestattet ist und dringend saniert werden sollte.
  • Aufgrund der hohen Dringlichkeit (Kaser: „in 2-3 Jahren ist das CO2-Ausstoss-Kontingent der Kärntner Bevölkerung zur Erreichung der Klimaziele ausgeschöpft – wir müssen daher bei anderen Weltenbürger:innen stehlen gehen“) ist damit die Brisanz des Themas sichtbar wird, Aktionismus durchaus angebracht.
  • Das 100 km/h Pickerl wurde vom Verein des österreichischen Klimarat der Bürger:innen gedruckt und bei der Veranstaltung an Interessent;innen ausgegeben. Es soll als Zeichen, dass die Bevölkerung sehr wohl bereit ist, diese einfache, aber wirksame Maßnahme auch umzusetzen, am Auto aufgeklebt werden. Weitere Pickerl können bestellt werden unter franzzlanabitnig@gmx.at (Preis: 1€ / Stk.)

Link zum Nachsehen der Veranstaltung (Vorträge bis zur Pause): https://klimarat-verein.at/livestream/

Titelbild: LPD/Karin Wernig

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